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Vision Factory

BESCHREIBEN

Eine “Vision Factory“ ist eine Kombination von World Cafés für die zukünftige Entwicklung komplexer Themen, z.B. Stadtentwicklung oder Restrukturierung von Unternehmen. Es beginnt mit mehreren zielgruppenspezifischen World Cafés, um deren spezifische Anforderungen und Meinungen zum Thema ihrer Wahl zu berücksichtigen. Zielgruppen sind z.B. bestimmte in einer Stadt lebende Bevölkerungsgruppen (Senioren, Migranten, Kinder...) oder Abteilungen eines Unternehmens. Basierend auf den Ergebnissen dieser World Cafés werden Leitfragen für das "Haupt-Event" (Vision Factory) definiert.

Zu dieser Veranstaltung sind Vertreter aller Zielgruppen eingeladen, unter Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen, um über das Thema zu diskutieren.

Ergebnis ist eine Zukunftsvision für das jeweilige Thema mit einem längerfristigen Zeithorizont (5-20 Jahre).

 

 

FÜR WEN?

Nach der Definition des Zwecks müssen die Zielgruppen ermittelt werden. In diesem Zusammenhang müssen Sie auch eine maximale Teilnehmerzahl sowohl für die zielgruppenspezifischen Veranstaltungen als auch für die Hauptveranstaltung festlegen. Erstere sollten 10-20 Teilnehmer haben, zweitere bis zu 100. Bei der Durchführung von zielgruppenspezifischen Veranstaltungen sollten die jeweiligen Merkmale der Gruppen berücksichtigt werden (z.B. größere Schriftgrößen und leicht verständliche Erklärungen für ältere Menschen, englische Sprache für Migranten mit Problemen mit der Landessprache....).

Berücksichtigen Sie verschiedene Kommunikationskanäle, um Zielgruppen einzuladen (z.B. Einladung per Brief an Senioren, Social Media für Kinder....). Beachten Sie, dass es bei der Hauptveranstaltung Konfliktpotenziale zwischen verschiedenen Zielgruppen geben kann.

 

 RESSOURCEN

Siehe "Benötigte Ressourcen" für die Methode World Café.

Da die Teilnehmerzahl bei zielgruppenspezifischen Veranstaltungen gering ist, sind nur 1-2 Diskussionsrunden und entsprechende Ressourcen erforderlich.

 

VORBEREITUNG DER VERANSTALTUNG

MODERATOR

Moderator sollte eine Abteilung oder Organisation mit Know-how und Erfahrung in der Organisation und Moderation von Workshops, im Umgang mit verschiedenen Zielgruppen und in der Analyse/Interpretation der Ergebnisse eines World Cafés sein. Sozialwissenschaftler sind für solche Veranstaltungen sehr gut geeignet. Die Moderation der Veranstaltung ist entscheidend. Es wird empfohlen, einen professionellen Moderator (als Gastgeber des Cafés) mit der Gesamtmoderation der Veranstaltungen (World Cafés + Vision Factory) zu beauftragen.

ZWECK

Achten Sie frühzeitig auf den Grund für die Organisation der Vision Factory. Auf dieser Grundlage können Sie entscheiden, welche Zielgruppen relevant sind und welche Parameter wichtig sind, um das gewünschte Ergebnis der Methode zu erzielen. Es ist sehr wichtig, Themen oder Fragen zu finden und zu formulieren, die für die identifizierten Zielgruppen relevant sind. In den Gesprächen der Vision Factory geht es darum, starke Themen/Fragen zu entdecken und zu erforschen. In der Regel hat man es mit einem komplexen Thema zu tun. So können Sie es in Unterthemen aufteilen. Jedem Unterthema ordnen Sie bei der Hauptveranstaltung eine Diskussionsrunde zu. Definieren Sie auch, welche Art von Ergebnissen Sie von der Methode erhalten möchten. Dies hat Auswirkungen auf die Definition von Leitfragen für die zielgruppenspezifischen Veranstaltungen.

ZEITPLAN UND LOGISTIK

Bezüglich des Zeitplans sollten Sie mit 3-6 Monaten für die Implementierung der Methode planen. Während dieser Zeit müssen die zielgruppenspezifischen World Cafés und die Vision Factory implementiert werden. Für die Organisation einer einzelnen Veranstaltung wenden Sie sich bitte an die Methode World Café bezüglich Zeitplan und Logistik. Der Unterschied der Vision Factory zu den einzelnen World Cafés liegt in der längeren Dauer (4-6 Stunden). Je nach Zielgruppe und Veranstalter sollte die Vision Factory für einen Samstag oder Sonntag geplant werden.

UNTERSTÜTZENDE DOKUMENTATION

Stellen Sie eine Art Richtlinie/Drehbuch für den/die Moderator(en) und die Tisch-Verantwortlichen zur Verfügung. Auch Vorlagen zur Dokumentation der Diskussionen sind hilfreich. Definieren Sie Leitfragen für die Teilnehmer, um einen logischen Ablauf der Entdeckung über mehrere Diskursrunden hinweg zu unterstützen. Klar definierte Fragen lenken die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf das, was wirklich zählt. Es werden offene Fragen empfohlen. Gute Fragen sollten eher zur Untersuchung und Entdeckung einladen als zur Befürwortung und zum Bewerten. Sie müssen keine sofortigen Maßnahmen oder Problemlösungen beinhalten. Eine Frage ist eine gute Frage, wenn sie weiterhin neue Ideen und Erkenntnisse hervorbringt. Eine starke Frage ist einfach, klar und zum Nachdenken anregend, fokussiert die Untersuchung, taucht unbewusste Annahmen auf, eröffnet neue Möglichkeiten.

EINLADUNG DER TEILNEHMER

Die Einladungen zu den Veranstaltungen müssen formuliert werden. Benennen Sie Ihre Vision Factory in einer Weise, die ihrem Zweck entspricht. Geben Sie potenziellen Teilnehmern eine kurze Zusammenfassung über den Grund für die jeweilige Veranstaltung, die Ziele und warum sie teilnehmen sollten, gefolgt von Datum und Ort. Passen Sie bei Bedarf den Einladungstext an unterschiedliche Zielgruppen an. Die Einladung sollte 4-6 Wochen vor einer Veranstaltung verschickt werden. Eine Erinnerung an die angemeldeten Teilnehmer sollte 1 Woche vor einer Veranstaltung erfolgen. Verwenden Sie geeignete Kanäle für die Einladung (z.B. Social Media, Briefeinladungen, E-Mail-Einladungen). Die Organisation, die die Vision Factory initiiert hat, sollte auch einladen (z.B. Gemeinde, Unternehmen...). Dies kann von der Organisation abweichen, die die Workshops tatsächlich leitet (z.B. Dienstleister).

EINRICHTEN DER UMGEBUNG

Siehe " Einrichten der Umgebung" für die Methode World Café. Da die Teilnehmerzahl bei zielgruppenspezifischen Veranstaltungen gering ist, sind nur 1-2 Diskussionsrunden und entsprechende Ressourcen erforderlich.

 

DURCHFÜHRUNG DER VERANSTALTUNG

Zur Realisierung der zielgruppenspezifischen World Cafés siehe Abschnitt "Durchführung der Veranstaltung" der Methode World Café.

Im Gegensatz zur Methode World Café konnten die Teilnehmer der Hauptveranstaltung bei der Anmeldung zur Teilnahme ihr gewünschtes Haupt-(Teil-)Thema auswählen. Zu Beginn der Hauptveranstaltung werden die Teilnehmer den Diskussionsforen dem gewählten Thema zugeordnet. Die Teilnehmer ändern das Tischthema nicht, sondern bleiben für die gesamte Veranstaltung bei "ihrem" Thema. Es werden Leitfragen aus den zielgruppenspezifischen World Cafés gezeigt (bezogen auf das spezifische Tischthema), die auf Karten am Tisch geschrieben sind. Jeder Tisch hat einen Co-Moderator des Veranstalters (kein Tischmoderator der Teilnehmer).

Die Vision Factory beginnt mit einem Grußwort des Veranstalters und einer Einführung durch den Moderator für die Teilnehmer.

In der ersten Runde (ca. 30 Minuten) werden an jedem Tisch die Anforderungen des Themas diskutiert. Ziel ist ein Poster mit gebündelten Anforderungen und Herausforderungen rund um das Thema Tabelle. Dies ist der Ausgangspunkt und die Grundlage für die Entwicklung der Vision. Die Teilnehmer diskutieren und notieren die Anforderungen und Herausforderungen. Der Co-Moderator des Tisches erklärt die Aufgabe, moderiert die Diskussion und bündelt den schriftlichen Input.

In der zweiten Runde (ca. 1 Stunde) machen sich die Teilnehmer auf den Weg in die Zukunft. Sie diskutieren und notieren Vorstellungen und konkrete Vorstellungen über den Idealzustand im Themenbereich. Die erreichte Zukunft wird anhand von Beispielen veranschaulicht. Die Teilnehmer sollten sich auf 3 bis max. 5 Schlüsselbotschaften (Visionskerne) einigen. Diese Visionskerne fassen die Ideen zusammen und stehen als Leitmotive über ihnen. Bei Bedarf können die Teilnehmer Klebepunkte zur Priorisierung verwenden.

In der nächsten Runde (ca. 1 Stunde) werden die Visionen von den Teilnehmern konkretisiert und visualisiert. Die Teilnehmer übertragen die Kernvisionen auf ein Tischposter. Sie diskutieren, wie diese Visionen erreicht werden können. Die Teilnehmer treffen dann eine Auswahl zur Weiterverarbeitung, die die wichtigsten Punkte und Maßnahmen berücksichtigt. Auf dem Tischposter sollten sie klären, an welchen Stellen sie etwas visualisieren wollen. Dann sollten sich die Teilnehmer in (zwei / drei) Gruppen einteilen. Jede Gruppe übernimmt eine bestimmte Visualisierungsaufgabe (durch Handarbeiten, Zeichnungen....). Anschließend bereiten sie die Ergebnisse für die Präsentation und Diskussion im Plenum vor und wählen einen Teilnehmer aus. Das Ergebnis ist ein großes Tischposter / Collage mit den Kernvisionen, auf dem die wichtigsten Punkte und Aktionen für das Themengebiet zu sehen sind, auch mit Bezug darauf, welche Bedürfnisse / Wünsche hierbei erfüllt werden. Möglicherweise auch Zusammenhänge zwischen diesen Aktionen, Konfliktpunkten und ersten Handlungsempfehlungen (im Sinne eines Rückwirkungskonzeptes, d.h. ausgehend vom gewünschten Zukunftszustand, über Wege und Instrumente nachzudenken, die dorthin führen könnten).

Anschließend können die Teilnehmer in einer größeren Pause (ca. 1 Stunde) andere Themen-Tische besuchen, sich die gebündelten Ideen und Kernvisionen ansehen und Kommentare über Post-its hinterlassen.

Nach der Pause findet eine Plenarpräsentation und Diskussion der Ergebnisse der Tische statt (ca. 2 Stunden). Die Diskussion umfasst die Identifizierung von Besonderheiten, Überschneidungen und Synergiepotenzialen sowie potenziellen Konfliktpunkten. Darüber hinaus sollten weitere Anregungen, Bedenken und Kritikpunkte gesammelt werden. Die Teilnehmer sollten auch kommentieren, wie sie dazu beitragen würden, die Kernvisionen zu erreichen.

Am Ende der Veranstaltung gibt der Moderator einen Ausblick darauf, was mit den Ergebnissen geschehen wird und wie der zukünftige Verlauf des Projekts aussieht.

 

DOKUMENTATION & TEILEN DER ERGEBNISSE

Für jede Veranstaltung: Dokumentation durch Fotos aller Zeichnungen und Aufschriebe auf beschreibbaren Tischdecken und von Post-Its auf den Flipcharts. Die Teilnehmer können an jedem Tisch große Post-Its mit jeweils einem einzelnen Gedanken auf einer Tafel, Wand usw. platzieren. Die Tisch-Verantwortlichen können die Erkenntnisse aus den Post-its ihrer Tische in "Affinitätscluster" gruppieren, so dass verwandte Ideen sichtbar werden. Ebenfalls möglich: eine Person an jedem Tisch platzieren, die die Diskussionshistorie protokolliert und zu einem Dokument führt.

Da die Teilnehmerzahl bei zielgruppenspezifischen Veranstaltungen gering ist, sind nur 1-2 Diskussionsrunden notwendig. Die Gruppengespräche bei der Hauptveranstaltung können auch von einem Grafikrekorder aufgezeichnet werden, der die Ideen auf Flipcharts zeichnet, oder von einem Wandbild, das Text und Grafiken aufnimmt, um die Gesprächsmuster zu veranschaulichen.

 

LITERATUR & QUELLEN

Diese Methode wurde im Rahmen eines deutschen Projekts entwickelt und nur einmal verwendet (für dieses Projekt im Jahr 2015). Weitere Literatur, Richtlinien oder Handbücher sind nicht öffentlich zugänglich.

 

SHOWCASE Vision Factory

Multidisciplinary Science Center, VAS COUNTY